Unwetterschäden auf einer Straße
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Unwetterschäden auf einer Straße

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Sturmtief Zoltan: So sind die Auswirkungen in Bayern

Sturmtief "Zoltan" hat Bayern erreicht. Der Deutsche Wetterdienst warnt vor Dauerregen und stellenweise orkanartigen Böen. Die machen sich bemerkbar - auf der Schiene, dem Weihnachtsmarkt und im Park.

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

Vier Tage Dauersturm - bis Heiligabend soll es weitergehen. Aktuell ist die Lage in Bayern zweigeteilt: Im Norden herrscht Hochwassergefahr, im Süden wütet der Orkan. Der Deutsche Wetterdienst warnt für Freitagabend vor Orkanböen in den Hochlagen der Mittelgebirge (ab 1.000 Metern) und in den Alpen sowie verbreitet vor Sturmböen und vor ergiebigem Dauerregen im Oberallgäu. Gebietsweise gibt es auch in den Mittelgebirgen und am Alpenrand Dauerregen oder Schnee.

Sturmböen in Höhenlagen bis zu 130 Kilometer pro Stunde

Besonders in Höhen über 800 Metern, also in den Alpen und dem Bayerischen Wald, werden immer wieder Windgeschwindigkeiten von bis zu 130 Kilometer pro Stunde erwartet. Im restlichen Bayern sprechen die Wetterexperten von Sturmböen um 70 Kilometer pro Stunde.

Derartiges Wetter rund um die Weihnachtszeit könne schonmal vorkommen, sagte BR-Wetterexperte Christian Lorenz im BR24live. Er erinnerte an das Orkantief Lothar im Jahr 1999. Bedingt durch den massiven Schneefall Anfang Dezember sei der Boden aufgeweicht. "Da können dann Äste abbrechen oder Bäume entwurzelt werden", so Lorenz. Auch warnte der Wetterexperte vor den Orkanböen in höheren Lagen. Mit dem Wind steige die Lawinengefahr.

Die Deutsche Bahn rechnete derweil am Freitag mit witterungsbedingten Beeinträchtigungen. Der Fernverkehr sei dabei besonders stark betroffen. Reisenden wird geraten, sich vor Fahrtantritt online über die möglichen Verbindungen zu informieren. Die Zugbindung sei für Freitag aufgehoben. Die DB verwies allerdings auch darauf, dass die Züge im Fernverkehr wegen der bevorstehenden Weihnachtstage bereits sehr stark ausgelastet seien.

Sturmnacht in der Oberpfalz, Flusspegel gestiegen

In der Nacht auf Freitag wurden Einsatzkräfte in der Oberpfalz zu rund 120 Einsätzen gerufen. Vielerorts waren Bäume umgestürzt. Größere Schäden wurden zunächst jedoch nicht gemeldet. Es gab auch keine Verletzten, wie die Polizeieinsatzzentrale in Regensburg am Morgen auf Anfrage mitteilte.

Die meisten Einsätze verzeichnete die Polizei im Großraum Weiden und in Stadt und Landkreis Regensburg. Unterdessen hat der starke Regen der letzten Stunden erneut die Flüsse in der Oberpfalz anschwellen lassen. Am Schwarzen Regen zwischen Teisnach und Chamerau haben die Pegel in der Nacht die Meldestufe eins des vierstufigen Warnsystems überschritten. Am Regen in Cham und an der Haidenaab in Pressath gilt bereits Meldestufe zwei.

Größte Hochwassergefahr in Teilen Oberfrankens

Die größte Hochwassergefahr in Bayern besteht derzeit in Teilen Oberfrankens. Wie der Hochwassernachrichtendienst Bayern meldet, ist die Gefahr, dass bebaute Gebiete überschwemmt werden, rund um Bayreuth, Bamberg, Coburg, Kronach und Lichtenfels am höchsten.

Unter anderem sind die Pegel des Weißen Mains, der Itz und der Steinach so stark gestiegen, dass bereits die dritte von vier Meldestufen gilt. An anderen Flüssen wie der Rodach oder der Röslau gilt Meldestufe zwei.

Niederbayern: Orkanböen im Bayerischen Wald

Starker Wind und ergiebige Regenfälle führten in Niederbayern von Donnerstagabend bis Freitagvormittag zu über 100 Polizeieinsätzen. Hauptsächlich mussten die Einsatzkräfte wegen umgefallener Bäume und Bauzäune ausrücken, teilte das Polizeipräsidium Niederbayern mit Sitz in Straubing mit.

Auf der A93 zwischen Aiglsbach und Mainburg im Landkreis Kelheim kam es in der Nacht zu mehreren Unfällen, nachdem ein Baum auf die Autobahn gestürzt war. Ein 26-jähriger Lkw-Fahrer wurde dabei schwer verletzt. Ansonsten liefen die Einsätze relativ glimpflich ab, hieß es am Vormittag von der Polizei. Tittling und Kößlarn im Landkreis Passau waren kurzzeitig ohne Strom. Laut Polizei kam es aufgrund von starken Winden zu den Ausfällen.

Weiterhin gilt die amtliche Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vor Orkanböen für die niederbayerischen Landkreise Deggendorf, Freyung-Grafenau, Regen und Straubing-Bogen.

Das Skigebiet am Arber wurde für den ganzen Tag komplett geschlossen. Im Skigebiet Mitterfirmiansreut hat nur ein Lift - auf tschechischer, windgeschützter Seite - geöffnet. Der Nationalpark Bayerischer Wald teilte am Vormittag mit, dass das Tierfreigelände bis 25. Dezember gesperrt wurde.

Im Video: Einige Skigebiete sind geschlossen

Umgestürzte Bäume und gesperrte Straßen - statt weißer Weihnacht wird in Bayern heuer mit Dauerregen und Hochwasser gerechnet.
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Umgestürzte Bäume und gesperrte Straßen - statt weißer Weihnacht wird in Bayern heuer mit Dauerregen und Hochwasser gerechnet.

Vor allem umgestürzte Bäume in Schwaben und Unterfranken

In Unterfranken waren die Feuerwehren vor allem am Donnerstagabend, aber auch die ganze Nacht zu Freitag beschäftigt. Schwerpunkt waren der Untermain und der Spessart. Ein Baum war auf drei Autos gestürzt, ein Baum auf einen Gastank eines Landwirtschaftsbetriebs. An mehreren Orten gab es Stromausfälle. Eine Schwangere auf dem Weg zur Entbindung war zwischen umgestürzten Bäumen eingeschlossen und wurde von der Feuerwehr befreit. Umgestürzte Bäume, Bauzäune oder Baugerüste beschäftigten die Feuerwehren auch im Raum Würzburg und im Spessart.

In Schwaben stürzten ebenfalls Bäume um. In Thierhaupten (Landkreis Augsburg) etwa fuhr eine Frau mit ihrem Auto in einen umgestürzten Baum und verletzte sich dabei leicht. Auch ein Stromausfall in Wulfertshausen im Landkreis Aichach-Friedberg wurde gemeldet.

Umgefallene Bäume und Stromausfall in Mittelfranken

In Mittelfranken wurden Polizei und Feuerwehren vor allem wegen umgestürzter Bäume gerufen, Menschen kamen nach derzeitigem Sachstand nicht zu Schaden. Wie die Polizei Mittelfranken auf Anfrage des BR mitteilte, gab es einen Stromausfall in Simmelsdorf. Inzwischen konnte der Schaden behoben werden.

Die Integrierte Leitstelle Nürnberg rechnet für diesen Freitag mit erhöhtem Einsatzaufkommen. In den vergangenen 24 Stunden seien die Helfer insgesamt 90 Mal ausgerückt.

Lage in Oberbayern

Keine größeren Schäden hat der Sturm in Oberbayern angerichtet. Beeinträchtigungen gibt es noch im S-Bahn–Verkehr. Die S1 zum Flughafen ist unterbrochen. Auf dem Abschnitt Feldmoching – Neufahrn fahren Taxis. In Feldafing im Landkreis Starnberg war am Donnerstag kurzzeitig der Strom ausgefallen, weil ein Baum auf eine Hochspannungsleitung gefallen war. 5.000 Haushalte waren betroffen.

Grafik: Bayernkarte - Wetterwarnungen des DWD

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) informiert über Wetterlagen und gibt auch im Ernstfall amtliche Unwetterwarnungen heraus. Abgestuft werden diese in vier Kategorien:

Stufe 1 (gelb): Gewitter: elektrische Entladung, auch in Verbindung mit Windböen ab 50 km/h.

Stufe 2 (orange): Starkes Gewitter: in Verbindung mit Sturmböen, schweren Sturmböen bis 104 km/h, Starkregen oder Hagel

Stufe 3 (rot): Schwere Gewitter: mit Hagelschlag, heftigem Starkregen oder orkan(artigen) Böen bis 119 km/h, ggf. Tornadogefahr (rot)

Stufe 4 (dunkelrot): Extremes Gewitter: mit Hagelschlag, extrem heftigem Starkregen oder extremen orkan(artigen) Böen ab 120 km/h, ggf. Tornadogefahr.

Lila: Hitzewarnung / Rosa: UV-Warnung / Grün: Keine Warnung / Schraffiert: Vorab-Warnung

Woher die aktuelle Wetterlage kommt

Bayern liegt derzeit zwischen zwei Wettersystemen: einem Azorenhoch im Südwesten mit hohem Luftdruck und einem Sturmtief über Skandinavien mit besonders wenig Luftdruck. Dieses Druckgefälle ist ein Grund für die heftigen Winde. Dazu kommt der Jetstream, der in 7.000 Metern Höhe gerade mit 200 Kilometern pro Stunde bläst.

Bis einschließlich Heiligabend kann es außerdem stark regnen, was zu Hochwasser führen kann. Extremniederschläge erwarten die Meteorologen im Laufe der nächsten Tage, besonders in Staulagen von Alpen und Bayerischem Wald. Das tatsächliche Ausmaß ist laut Hochwassernachrichtendienst Bayern wegen des Zusammentreffens von Orkan und Starkniederschlag in den kommenden Tagen schwer vorhersagbar. Darum sei auch im Bereich kleinerer Gewässer Vorsicht geboten.

Vorkehrungen in ganz Bayern

In ganz Bayern wurden Vorkehrungen getroffen: Die Stadt München etwa schließt bis einschließlich Sonntag alle städtischen Friedhöfe. In Augsburg bleiben der Botanische Garten und die städtischen Friedhöfe bis einschließlich Samstag geschlossen. Der Weihnachtsmarkt in Rothenburg ob der Tauber wird derzeit vorsorglich geräumt. Im Bayerischen Wald sind einige Lifte außer Betrieb, ebenso im Ober- und im Ostallgäu.

Auch in Bayern bleiben wegen der Sturmwarnungen bleiben mehrere Skigebiete geschlossen. Unter anderem die Zugspitze ist betroffen. Das Skigebiet Classic in Garmisch-Partenkirchen öffnet an diesem Freitag ebenfalls nicht. Auch am Spitzingsee fahren keine Lifte, genauso wie am Brauneck und im Skigebiet Sudelfeld. Sturmpause herrscht zudem im Skigebiet Reit im Winkl/Steinplatte.

In Regensburg wurden an der Donau bereits die ersten Hochwasserschutzelemente aufgebaut, am Freitag sollten weitere dazukommen. Die Dreiflüssestadt Passau gab am Donnerstagnachmittag eine Hochwasserwarnung heraus. Auch in Weiden in der Oberpfalz rechnet man mit Überschwemmungen. Für weitere Landkreise in Ostbayern gibt es eine Vorwarnung für Hochwassergefahr, etwa für Neumarkt in der Oberpfalz, Regensburg, Cham, Amberg-Sulzbach, Tirschenreuth, Straubing-Bogen, Regen, Deggendorf, Freyung-Grafenau und Passau.

Es gibt auch Sonne

"Die Niederschläge werden ab Weihnachten nachlassen, aber die Hochwassergefahr wird weiter zunehmen, zumindest im Alpenvorland", sagte BR-Wetterexperte Michael Sachweh. Dann werden die Pegel durch Tauwetter in den Alpen steigen. Sachweh erwartet Temperaturen um die acht Grad bis Heiligabend. "Am wärmsten wird es am ersten Feiertag mit 7 bis 13 Grad sein und besonders im Süden auch recht sonnig", so Sachweh weiter. Dadurch werde die Schneedecke in den Alpen abschmelzen und die Flusspegel ansteigen lassen.

Es gibt aber auch Lichtblicke: Am ersten Weihnachtsfeiertag ist der Sturm abgeflaut und besonders in Südbayern könnte immer wieder die Sonne herauskommen, bei Temperaturen bis 13 Grad. Waldgebiete sollte man aber auch dann noch meiden.

Mit Informationen von dpa

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