Das Ende von Julius Caesar - ist ein Tyrannenmord erlaubt? Als zentrale Frage des Stücks
Bildrechte: Passionsstheater Oberammergau, Arno Declair

Das Ende von Julius Caesar - ist ein Tyrannenmord erlaubt? Als zentrale Frage des Stücks

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Julius Caesar und die Parallelen zu Putin, Trump und Erdogan

Neun Monate nach den Passionsspielen 2022 kommt der nächste Klassiker auf die Bühne in Oberammergau: "Julius Caesar". Regisseur Christian Stückl inszeniert William Shakespeares Umsturzdrama und beweist: Das alte Meisterwerk ist aktueller denn je.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

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Das Ende von Julius Caesar - ist ein Tyrannenmord erlaubt? Als zentrale Frage des Stücks

Caesar ist Trump, Putin oder Erdogan sehr ähnlich, sagt Spielleiter und Regisseur Christian Stückl. Damals wie heute gehe es um Tyrannen und die Verwundbarkeit der Demokratie. Shakespeare schrieb sein Stück Ende des 16. Jahrhunderts. Obwohl über 400 Jahre alt, ist der Stoff hochaktuell und wer glaubt, Stückl setzt auf Sandalen und Streitwagen, der täuscht sich. Julius Caesar trägt Anzug und Schlips, die Soldaten sehen aus wie Polizisten eines Sondereinsatzkommandos mit Schutzweste und Schlagstock.

"Passionsspiel-Jesus-Darsteller" Frederik Mayet als Oktavius
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"Passionsspiel-Jesus-Darsteller" Frederik Mayet als Oktavius

Tyrannenmord als Lösung?

Der Stoff von anno dazumal ist aktueller denn je. Es geht um eine Gruppe von Männern, die aufsteht um ihre Republik von einem Tyrannen zu befreien um die Demokratie zu bewahren. Es geht um Macht und Verrat, um die Aneignung der Staatsgewalt und den Kampf um das politische System. Die römische Republik ist am Ende, als Caesar zum Diktator wird. Das Stück um die Ermordung des Herrschers 44 vor Christus und um das Schicksal des Brutus als Anführer der Verschwörer habe hohe Aktualität, sagt Stückl. "Ich finde schon, dass dieses Stück gut in unsere Zeit hineinpasst." Er habe sich auch gegen die Sandalen entschieden, um das Werk "eher ins Heute zu ziehen". Vielfach stehe die Demokratie infrage, Despoten griffen nach der Macht. "Caesar steht nur als einer für alle."

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Julius Caesar stirbt - ist der Tyrannenmord eine Lösung? Um diese Frage geht es im Shakespear Stück.

Jesusdarsteller als Caesar

Caesar ist mit Andreas Richter mit einem erfahrenen Darsteller besetzt, er war etwa 2010 als Jesus zu sehen. Martin Schuster als Brutus war im vergangenen Jahr der Judas. Frauen-Sprechrollen sind rar, es gibt nur die Ehefrauen von Caesar und Brutus. Auch Frederik Mayet, der den Jesus bei der letzten Passion verkörperte, ist wieder von der Partie. Er spielt den Oktavius, den späteren Kaiser Augustus. Die Anpassung des Shakespeare-Textes sei nicht einfach gewesen, sagt Stückl. "Ich hab mich hingehockt, rumgebastelt, bis er einigermaßen sprechbar ist." Der musikalische Leiter Markus Zwink komponierte die Musik.

Talentschmiede für die nächste Passion

Wie bei der Passion gibt es eindrückliche Massenszenen. 220 Oberammergauer wirken mit. Christian Stückl hat vor allem viele Junge nominiert. Mancher, der zuvor in der Passion keine Text oder nur ein paar Sätze zu sagen hatte, debütiert nun in einer Hauptrolle. Nach der Passion ist bekanntlich vor der Passion und das Sommertheater dient schon seit vielen Jahren als Talentschmiede. Christian Stückl plant schon für 2030 und wenn es nach ihm geht ist er auch dann wieder Spielleiter, dann schon zum fünften Mal.

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Julius Cäsar trifft den Nerv der Zeit.

Große Bühne für monumentale Klassiker

Schon früher hat Stückl Shakespeare in den Passionsspielort geholt, 2012 mit "Antonius und Cleopatra" und 2014 mit dem "Sommernachtstraum". Immer wieder greift der Regisseur zu monumentalen historischen und biblischen Stoffen, beispielsweise 2011 mit "Joseph und seine Brüder" von Thomas Mann. "Ich glaube schon, dass das Haus eine bestimmte Größe verlangt." Die 42 Meter breite Bühne will gefüllt sein. Alljährlich gastiert hier aber auch das Erfolgsstück "Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben" aus dem Münchner Volkstheater. Acht Mal im Juli und bis Anfang August, wollen die Oberammergauer den "Caesar" aufführen. Rund die Hälfte der rund 16.000 Karten ist bereits verkauft.

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