Mann mit Strohhut schneidet mit der Gartenschere Speierling-Früchte vom Baum.
Bildrechte: BR/Ursula Klement

Kreisfachberater Markus Orf an einem Speierling im Kreislehrgarten in Bad Grönenbach (Unterallgäu)

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Streuobst für Gartenfaule: Der Staat fördert den Baum

Streuobstbäume werden vom Freistaat gefördert. Wer dabei nur an Apfel und Birne denkt, die viel Pflege brauchen, irrt. Förderung gibt es auch für Bäume, die wenig bis gar keine Arbeit machen.

Über dieses Thema berichtet: BR-Heimatspiegel am .

Ein Hochstamm-Apfelbaum hält den Hausgärtner das ganze Jahr über auf Trab, warnen Streuobstprofis immer mal wieder. Im Winter muss man den Apfelbaum schneiden, später im Jahr faulige Äpfel regelmäßig absammeln, das Obst ernten, einlagern und verwerten, Leimringe gegen Frostspanner anbringen usw. Doch beim bayerischen Streuobst-Pakt gibt es auch kostenlose Bäume für Faule. Diese zieren den Garten, bieten den Insekten etwas und machen je nach Baumart so gut wie keine Arbeit.

Streuobst-Pakt: Mehr als Äpfel, Birnen, Pflaumen und Kirschen

Eine Million neue Streuobstbäume sollen bis zum Jahr 2035 in Bayern gepflanzt werden. Der Staat zahlt beim Förderprogramm "Streuobst für alle" Hobbygärtnern und Vorgartenbesitzern bis zu 45 Euro für die Anschaffung eines Baums. Und zwar nicht nur für Apfel-, Birnen- und Zwetschgenbäume, sondern auch Bäume für Gartenfaule. Zu den förderfähigen Obstarten zählen nämlich auch Bäume, die viel weniger Arbeit machen als ein Apfelbaum: Speierling, Maulbeere, Vogelkirsche, Eberesche, Esskastanie, Walnuss, Wildapfel, Wildbirne und zum Beispiel die Germanische Mispel.

Bei Mispeln und Vogelbeeren kann man sich sogar das Ernten sparen

Die Mispel wird nicht hoch, die Eberesche bleibt eher schlank und die Esskastanie braucht viel Raum. Wer einen Baum für einen bestimmten Standort sucht, sollte sich vorher informieren, wie viel Platzbedarf die Art hat. Die meisten dieser Baumarten muss man nicht regelmäßig schneiden. Ausnahmen: manche Walnuss-Sorten und eventuell Maulbeeren.

Die Natur profitiert in jedem Fall: Bis auf Walnüsse werden alle förderfähigen Baumarten von Insekten bestäubt, liefern Pollen und Nektar. Ihre Blätter sind Raupen- und Käfernahrung. Die Früchte schmecken Vögeln sowie anderen Wildtieren wie Insekten, Dachsen, Rehen und Mardern, sagt Markus Orf, der Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege im Landkreis Unterallgäu. "Wir bringen mehr Vielfalt in die Gärten, das ist eine tolle Sache." Bei ihm im Kreislehrgarten in Bad Grönenbach wachsen Esskastanie, Mispel und Speierling.

Mispeln: Wie Apfelmus mit Marzipan

Für den Menschen sind unter den Streuobstbäumen für Faule nicht nur die Walnüsse, Esskastanien und Maulbeeren genießbar. Wenn man ernten will, kann man auch die meisten Wildobst-Arten verwerten. Aus Vogelbeeren und Speierlingsfrüchten wird Marmelade und Mus – nachdem die Früchte einen Frost erlebt haben. Speierling nutzt man schon seit Jahrhunderten, um Most zu verbessern. Aus Elsbeeren, Vogelkirschen und Vogelbeeren kann man Schnaps brennen. Esskastanien-Blätter-Tee soll gegen Atemwegsbeschwerden helfen. Und Mispeln schmecken - nachdem sie einmal durchgefroren waren - mitten im Winter frisch vom Baum wie Apfelmus mit Marzipan. Ein Convenience-Lebensmittel mit Biodiversitätsmehrwert.

Streuobst für alle – Wie funktioniert die Förderung?

Der Streuobst-Pakt ist infolge des Artenschutzvolksbegehrens beschlossen worden. "Streuobst für alle" ist der Teil des Streuobst-Pakts, der sich an Hobbygärtner und Baumfreunde richtet. Geld vom Staat gibt's nur für einen richtigen Baum - Spindelbüsche oder Säulenbäume werden nicht gefördert. Für Apfel, Birne, Pflaumen, Kirschen heißt das: Die Krone muss bei einer Stammhöhe von mindestens 1,40 Meter anfangen. In den Förderrichtlinien ist zum Beispiel auch noch geregelt, auf welche Unterlage der Baum veredelt sein muss und dass Supermarkt-Apfelsorten keinen Zuschuss bekommen.

Dafür gibt es je nach Preis des Baums maximal 45 Euro. Das Geld reicht in den meisten Fällen für einen Apfel- oder Birnen-Hochstammbaum aus einer guten Baumschule. Veredelte Walnuss- oder Maronenbäume können jedoch leicht das Doppelte oder Dreifache kosten. Da muss man dann selbst drauflegen. Zubehör wie Pfähle oder Schnüre werden nicht gefördert.

Auch beim Streuobst mal Experimente machen

Als allererstes braucht man einen Platz, auf dem man den Baum hinpflanzen kann. Dann muss man herausfinden, welcher Baum sich für den Platz eignet. Wobei – in Gartenbüchern steht bei Esskastanie, Speierling und Mispel häufig "nur für Weinbauklima geeignet". Doch solche Informationen treffen oft nicht zu, so die Erfahrung von Kreisfachberater Markus Orf. "Manchmal muss man sich auch ein bisschen lösen von diesen ganz klaren Vorschriften und einfach mal versuchen und probieren." Nach allem, was er gelesen hat, hätten weder der Speierling noch die Esskastanie im Kreislehrgarten in Bad Grönenbach eine Chance gehabt. Und beide stehen seit vielen Jahren gut im Saft.

Erst die Förderzusage, dann der Baum

Bevor man in der Baumschule dann einen Baum bestellen kann, muss man die Förderung beantragen und die Zusage bekommen. Sonst gibt es kein Geld. Den Antrag kann man nicht selbst stellen, das läuft über einen Sammelantrag beim Obst- und Gartenbauverein, bei Naturschutzverbänden oder der Kommune. Im Notfall geht es auch über die Nachbargemeinde.

Die bayerischen Gartenbesitzer haben bis Anfang September 2023 die Förderung für mehr als 50.000 Bäume beantragt. Und fast alle Anträge sind bereits bewilligt worden.

Bedingung: Baum muss mindestens zwölf Jahre stehen bleiben

Wer den Zuschuss beantragt, verpflichtet sich, den geförderten Baum zu pflanzen und ihn mindestens zwölf Jahre stehenzulassen. Apfel- und Birnenhochstämme fangen in der Regel erst nach 10 oder 15 Jahren an, richtig zu tragen. Davor machen sie ebenfalls kaum Arbeit. Insofern eignen sich auch die gängigen Obstbäume die ersten zehn Jahre lang als Streuobst für Gartenfaule.

Dieser Artikel ist erstmals am 10.09.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert.

Dieser Artikel ist erstmals am 10.09.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert.

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